Winter im Spreewald
Der Radduscher Ortschronist Manfred Kliche ist das wandelnde Spreewaldlexikon. Seit ca. 50 Jahren begleitet er mit seinen Recherchen viele Blogs, Zeitungen, Journale und auch Fernsehsendungen. Er ist nun hauptberuflich Rentner, liebevoller Opa, jedermanns Freund und die gute Seele im Spreewald. Wir sind sehr froh, dass er in unserem Team ist.
Die große Kunst von Manni ist es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Er lässt sie den Spreewald atmen, fühlen und einfach unterhaltsam verstehen. Hier berichtet er vom Winter im Spreewald – lesenswert in jedem Fall.
So wunderschön sich die Natur im Spreewald im Frühling , Sommer und Herbst zeigt, so wunderschön kann es auch zur Winterszeit sein .Gerade wenn es Winter mit strengem Frost gibt, sind alle Fließe und Kanäle zugefroren .Auf den Überschwemmungswiesen bilden sich kilometerlange Eisflächen.
Früher wurde diese Zeit von den Spreewäldern und vor allem von den Bauern dazu genutzt , um die Heuschober mit Hilfe von Schlitten ( sonst nur per Kahn ) auf dem Eis nach Hause zu bringen. Auch das Schilf wurde zu dieser Zeit und bei Eis gern geerntet. Aber auch der Holzeinschlag und der Abtransport des geschlagenen Holzes auf Schlitten ist in dieser Zeit von den Bauern genutzt worden.
Heute wird , wenn überhaupt durch Fröste , sich Eisflächen bilden oder die Fließe zufrieren , diese Zeit überwiegend für den Freizeitsport und Erholung auf dem Eis , also vor allem zum Schlittschuhlaufen, genutzt.
Für die land- und forstwirtschaftliche Arbeit während dieser Eiszeit sind über Jahrhunderte die verschiedensten Geräte zum Einsatz gekommen. So u.a. die „ Spreewälder -Schlittschuhe „ ,der Eisstab oder Eisstock , die Fußeisen (Priesauer ) , der Stoßschlitten und der Pferdeschlitten, denen sich der Mensch zur Arbeitserleichterung bediente.
Die „ Spreewälder-Schlittschuhe „ bestehen aus einer breiten , vorn stark gebogenen Kufe , auf der aus Erlenholz die Auflagefläche für das Schuhwerk befestigt ist. Am Erlenholz befinden sich zwei Riemenpartien für die Befestigung der Fußspitze und des Knöchelgelenks.
Das Befestigen der Schlittschuhe erfolgt mit dünnen Lederriemen. Zum Schlittschuhlaufen wurde der Eisstock oder Eisstab verwandt. Dieser bestand aus einer Metallspitze und einem Metallhaken an dem ein etwa 1.60 m langer Erlen -oder Eschenstab , ähnlich dem Rudel , befestigt war.
Mit Hilfe des Stabes konnten sich unsichere Schlittschuhläufer abstoßen , er wurde aber vor allem zum Prüfen der Eisstärke auf den Fließen verwandt und der angebrachte Metallhaken hat schon manchem Schlittschuhläufer zur Selbstrettung geholfen , wenn er einmal im Eis eingebrochen war.
Diese Art Schlittschuhe sind für die Verhältnisse des Spreewaldes besonders geeignet. Durch ihre abgerundeten , breiten Kufen kommt man beim Laufen schnell auf eine hohe Geschwindigkeit und gleichzeitig stört es im Gegensatz zu den heutigen modernen Schlittschuhen nicht , wenn man mit ihnen die unterschiedlichsten Eisflächen befährt , oder wenn man über eingefrorene Zweige und Holzstöcke der Bäume oder aus dem Eis heraus schauendes Gras , fährt.
Bei herrlichem Winterwetter und guten Eisverhältnissen war es früher eine gute Tradition , das vor allem die Jugendliche n der Spreewalddörfer eine Schlittschuhfahrt nach Lübbenau wagten.
Denn dort in der Nähe des Hafens gab es eine Bäckerei , die , wenn Eiszeit war , große Brezeln gebacken hat. Dort kauft man diese Brezel, , sie wurde um den Hals gehangen , so das jeder , der einem auf dem Eis begegnete wusste , der war in Lübbenau !
Auch der Stoßschlitten , den man heute wieder öfter auf dem Eis begegnen kann, war dann im Einsatz. Man setzte seine Liebste oder die Kinder in den Stoßschlitten und der Mann schob den Stoßschlitten so übers Eis. Leider gab es in den letzten Jahren nur wenige Tage bei denen man die zugefrorenen Fließe fürs Schlittschuhlaufen nutzen konnte ! Spreewald Winter ist ein Muss für jeden. Wir freuen uns auf sie.
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